Notizen zum Thema 'Netzpolitik'

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°\°|°/°/° von leicagirl (photocase.de)

Themen:

Keine Ehre, wem keine Ehre gebührt (5.3.2012)

Die Raffgier nimmt kein Ende: "Wulff verlangt sämtliche Statussymbole". Ich bin der Meinung, dass Herr Wulff keinen Ehrensold verdient hat. Wer das genauso sieht, sollte die Petition des Deutschen Bundestag mitzeichnen.

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Buba sells (5.12.2011)

Irgendwie bin ich auf der Website der Arvato Medienfabrik Gütersloh gelandet, einer Agentur aus dem mittelständischen Bertelsmann-Familienbetrieb. Liegt da ein ohnmächtiger, mundloser Teddybär auf der Homepage rum und ein Film beginnt um 7:30 Uhr mit einer Joggerin in Berlin zu laufen.

Sie bleibt an einer Litfaßsäule stehen. Ein Junge hat einen Zettel mit seinem verlorenen Teddybär darauf geklebt hat. Die Frau fotografiert den Zettel mit ihrem Smartphone und schickt es an ihre smarte Freundin bei der Medienfabrik. Dort werden dann sogleich die Dampfkessel angeheizt und alle Hebel in Bewegung gesetzt. Ein Rädchen der Maschine greift ins andere, rußverschmierte Malocher wischen sich den Schweiß von der Stirn, spucken in die Hände und der Stahl beginnt zu glühen.

Stop, äh, Mist - bei 'Fabrik' verrutschen einem so leicht die Metaphern. Natürlich sind es schöne, junge, glückliche und saubere Menschen in der Medien-Fabrik. Sie bearbeiten iPidPodPadPhoneWhiteboards, es wird wie verrückt ge-kick-off-t, ge-meet-et, ge-creat-et und ge-produc-et. Natürlich fehlt auch die Videokonferenz Gütersloh-München-London-Honolulu nicht.

Innerhalb von zwei Tagen schaffen es die Fabrikanten, die Medien-Republik mit Buba-Werbung zuzupflastern und das Internet viral zu verseuchen. Und - man mag es kaum glauben - die guten Menschen aus Ostwestfalen machen das Unmögliche möglich: der süße, kleine Junge bekommt seinen Teddy zurück.

Danke, Bertelsmann, danke! Du gibst uns den Glauben an das Gute im Kapitalismus zurück. Die wollen kein Geld verdienen, nein, sie wollen kleine Kinder glücklich machen. Das sollte uns allen ein Vorbild sein.

Wie ging der Spruch noch mal? "Ich kann gar nicht so viel essen wie ich ko.... möchte."

Aber das Allerbeste, das wirklich Allerbeste, ist die Jury in Cannes, die diesem Machwerk glatt einen Silbernen Delfin verliehen hat: "Die Jury zeigte sich begeistert von der »wunderbar in Szene gesetzten, wirklich berührenden Geschichte«."

Halleluja.

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Bürgerbeteiligung mit Hindernissen bei e-Konsultationen (19.1.2010)

Eine gute Sache. Die Bundesregierung fragt uns nach unserer Meinung. Über e-Konsultationen sollen Bürger bei Vorhaben der Politik und Verwaltung mitgestalten dürfen. So wurde zum Beispiel der Entwurf zum Bürgerportalgesetz aufgrund der Anmerkungen von Umfrageteilnehmern (ein bisschen) modifiziert.

Aber dann ist diese Seite zur Bürgerbeteiligung einfach eine Datenbanktextwüste mit verwirrenden Links. Kein Fokus, keine inhaltliche Hierarchie, nur nebensächliche Aktionsmöglichkeiten wie die Buttons für das Newsletterabo und die Weiterempfehlung der Seite.

Um festzustellen, dass es gerade keine aktives Beteiligungsprojekt gibt, muss man die Liste der 'E-Konsultationen' durchgehen und auch die Anmerkung finden, dass der Status entweder 'abgeschlossen' ist oder es gar keinen Link zur Beteiligung gibt.

Bei abgeschlossenen Beteiligungen heißt der Linktext 'Zur Online-Beteiligung' oder 'Zur e-Konsultation'. So als könnte man noch mitmachen. Wäre es nicht deutlicher zu schreiben: 'Zur Dokumentation und Auswertung der abgeschlossenen Online-Beteiligung'? Und für das aktuelle Projekt bietet die Seite nur diesen rätselhaften Hinweis:

Verwirrender Freischaltungs-Link

Muss ich mich erst registrieren und freischalten lassen, um am Online-Dialog teilzunehmen? Oder muss der Minister den Link freischalten? Und wann wird diese Freischaltung sein? Wenn ich mich am angegebenen Datum orientiere, müsste die Aktion eigentlich schon laufen. Sehr verwirrend dieser Hinweis. (Nur nebenbei: heißt es nun offiziell 'Netz-Politk' oder 'Netzpolitik' oder gibt es da subtile Unterschiede?)

Schön fände ich auch, wenn ich ein ein Thema auswählen oder vorschlagen könnte, an dem ich mich beteiligen möchte oder sogar eine Umfrage selbst anlegen. Aber das wäre vielleicht etwas zu viel 'Netz' und zu viel 'Beteiligung'.

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Ist Google doch nicht böse? (13.1.2010)

Das ist natürlich ein Paukenschlag. Der weltgrößte Suchmaschinenanbieter nimmt in Kauf, auf den weltgrößten Zukunftsmarkt China zu verzichten, weil möglicherweise staatlich bezahlte Hacker versucht haben, auf die Mailkonten von chinesischen Menschenrechtlern zuzugreifen.

Google hat nun beschlossen, auf die freiwillige Zensur seiner Suchergebnisse in China zu verzichten. Auch auf die Gefahr hin, dass die chinesischen Behörden Google.cn sperren. Als Begründung nennt der Chefjustiziar von Google David Drummond neben den Angriffen die Versuche der chinesischen Behörden im letzten Jahr, die freie Meinungsäußerung im Netz zu 'begrenzen'.

Aber was hat wirklich zu dieser drastischen Entscheidung geführt? Hatte Google die Nase voll von der Bevormundung? Sind sie gekränkt, weil es die Chinesen geschafft, haben, in die Google-Infrastruktur einzudringen? Oder versuchen sie ein Zeichen zu setzen, dass Google immer noch auf der Seite der Guten steht?

Ist es eine symbolische Aktion, um der wachsenden Kritik an Googles Geschäftspolitik entgegen zu wirken, die der Spiegel gerade in einer Titelgeschichte nachgezeichnet hat? Wenn ja, dann hat sich der Datenkrake mit dem großen Drachen zumindest einen würdigen Gegner gesucht.

Meinen Respekt haben sie auf alle Fälle für diesen Schritt.

 

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