Notizen zum Thema 'Wirtschaft'

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°\°|°/°/° von leicagirl (photocase.de)

Themen:

Buba sells (5.12.2011)

Irgendwie bin ich auf der Website der Arvato Medienfabrik Gütersloh gelandet, einer Agentur aus dem mittelständischen Bertelsmann-Familienbetrieb. Liegt da ein ohnmächtiger, mundloser Teddybär auf der Homepage rum und ein Film beginnt um 7:30 Uhr mit einer Joggerin in Berlin zu laufen.

Sie bleibt an einer Litfaßsäule stehen. Ein Junge hat einen Zettel mit seinem verlorenen Teddybär darauf geklebt hat. Die Frau fotografiert den Zettel mit ihrem Smartphone und schickt es an ihre smarte Freundin bei der Medienfabrik. Dort werden dann sogleich die Dampfkessel angeheizt und alle Hebel in Bewegung gesetzt. Ein Rädchen der Maschine greift ins andere, rußverschmierte Malocher wischen sich den Schweiß von der Stirn, spucken in die Hände und der Stahl beginnt zu glühen.

Stop, äh, Mist - bei 'Fabrik' verrutschen einem so leicht die Metaphern. Natürlich sind es schöne, junge, glückliche und saubere Menschen in der Medien-Fabrik. Sie bearbeiten iPidPodPadPhoneWhiteboards, es wird wie verrückt ge-kick-off-t, ge-meet-et, ge-creat-et und ge-produc-et. Natürlich fehlt auch die Videokonferenz Gütersloh-München-London-Honolulu nicht.

Innerhalb von zwei Tagen schaffen es die Fabrikanten, die Medien-Republik mit Buba-Werbung zuzupflastern und das Internet viral zu verseuchen. Und - man mag es kaum glauben - die guten Menschen aus Ostwestfalen machen das Unmögliche möglich: der süße, kleine Junge bekommt seinen Teddy zurück.

Danke, Bertelsmann, danke! Du gibst uns den Glauben an das Gute im Kapitalismus zurück. Die wollen kein Geld verdienen, nein, sie wollen kleine Kinder glücklich machen. Das sollte uns allen ein Vorbild sein.

Wie ging der Spruch noch mal? "Ich kann gar nicht so viel essen wie ich ko.... möchte."

Aber das Allerbeste, das wirklich Allerbeste, ist die Jury in Cannes, die diesem Machwerk glatt einen Silbernen Delfin verliehen hat: "Die Jury zeigte sich begeistert von der »wunderbar in Szene gesetzten, wirklich berührenden Geschichte«."

Halleluja.

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Ist Google doch nicht böse? (13.1.2010)

Das ist natürlich ein Paukenschlag. Der weltgrößte Suchmaschinenanbieter nimmt in Kauf, auf den weltgrößten Zukunftsmarkt China zu verzichten, weil möglicherweise staatlich bezahlte Hacker versucht haben, auf die Mailkonten von chinesischen Menschenrechtlern zuzugreifen.

Google hat nun beschlossen, auf die freiwillige Zensur seiner Suchergebnisse in China zu verzichten. Auch auf die Gefahr hin, dass die chinesischen Behörden Google.cn sperren. Als Begründung nennt der Chefjustiziar von Google David Drummond neben den Angriffen die Versuche der chinesischen Behörden im letzten Jahr, die freie Meinungsäußerung im Netz zu 'begrenzen'.

Aber was hat wirklich zu dieser drastischen Entscheidung geführt? Hatte Google die Nase voll von der Bevormundung? Sind sie gekränkt, weil es die Chinesen geschafft, haben, in die Google-Infrastruktur einzudringen? Oder versuchen sie ein Zeichen zu setzen, dass Google immer noch auf der Seite der Guten steht?

Ist es eine symbolische Aktion, um der wachsenden Kritik an Googles Geschäftspolitik entgegen zu wirken, die der Spiegel gerade in einer Titelgeschichte nachgezeichnet hat? Wenn ja, dann hat sich der Datenkrake mit dem großen Drachen zumindest einen würdigen Gegner gesucht.

Meinen Respekt haben sie auf alle Fälle für diesen Schritt.

 

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